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11.05.2020

Wie Kenias Frauen ihren Alltag bewältigen (von Douglas Mutembei; text in english see below)

Auch in Kenia gibt es vor allem Frauen, die durch Scheidung, Trennung oder Tod des Partners unfreiwillig allein geblieben sind. Die meisten sind Mütter von mehreren Kindern, die versorgt, im Krankheitsfall betreut und deren Schulbildung organisiert werden muss.   Es sind eine Unzahl von Herausforderungen, die den finanziell oftmals und unvermittelt vor dem Nichts stehenden Frauen unsagbar schwer erscheinen. Nicht selten kommen unwahrscheinliche Ereignisse, wie Vergewaltigungen hinzu, sodass diese Frauen neben den finanziellen Sorgen auch mit der persönlichen Entwürdigung und in der Folge mit deren psychischen Belastungen zu kämpfen haben. Die CWM Kenia versucht diese Menschen zu ermutigen, sich in Basisgruppen zusammen zu schließen, um eine Plattform zu erhalten, auf der sie sich austauschen können. Mit den HISA- Programmen sollen sie aus der Solidarität der Gemeinschaft sowohl Unterstützung erhalten, aber auch Ideen, wie sie aufgrund ihre Bildung und ihrer Talente Möglichkeiten nutzen können, finanziell unabhängig zu werden. Dazu gibt es für alleinerziehende und verwitwete Frauen beispielweise in Murang’a die Kihumbu-Ini-Witwen-Basisgruppe oder in Meru die St.-Monica-Basisgruppe. Die CWM ist ebenso wie die Kirche für die Einzelmitglieder, die meist als Tagelöhnerinnen tätig sind, eine wichtige Anlaufstelle, da die ebenso angebotenen staatlichen Unterstützungen oftmals nur über Korruptionszahlungen oder über erzwungene Sexualdienste zu erhalten sind.  

Die Geschichte einer Alleinerziehenden

Mein Name ist Nancy Lydiah Kinanu. Ich bin 44 Jahre alt und komme aus Meru-County in Kenia. Vor 13 Jahren verließ mich mein Mann und zog zu einer anderen Frau in die Stadt. Er ließ mich mit meinen damals 5- und 10-jährigen Töchtern zurück, die zu dem Zeitpunkt in einer Privatschule und einer Kindergrippe untergebracht waren. Da ich die Schulgebühren nicht mehr bezahlen konnte, kam nur ein Wechsel in die nahegelegene und kostenfreie Gatuatine-Grundschule in Frage. Doch die Älteste sollte bald auf eine weiterführende Schule gehen, was nur möglich ist, wenn  ich in der Lage war, die hohen Schulgebühren zu entrichten. Ich entschloss ich mich, Henry Rituetto, Pfarrer meiner Heimatpfarrei, zu konsultieren. Er lieh mir umgerechnet 60,-€, welches ich in eine Pacht von 2 acres (etwa 8 Tsd qm) und  in Maissamen investierte. Den Erlös aus dem Verkauf von 70 Sack Mais in der ersten Saison reinvestierte ich dann in den Bau einer Wasserleitung mit Sprinkleranlage und in den Erwerb eines Kalbes. Auch konnte ich die 60 € an Ft. Henry Rituetto zurückzahlen. Es blieb sogar noch etwas übrig für meine Rücklage.

In einem Dorf gibt es viele Herausforderungen, besonders dann, wenn andere Leute meinen zu wissen, wie es richtig geht. So rieten mir manche, meine Kinder bei den Großeltern zu lassen. Andere fragten mich, warum ich so hart arbeiten müsse, da mein Mann doch nicht gestorben sei. Ich hatte begonnen, Zwiebel- und Brechbohnenkulturen anzupflanzen, als mein Schwager die Ernte stahl und sie auf dem Markt verkaufte. Ein anderer Schwager zerbrach die Wasserrohre und verkaufte meine Sprinkleranlage. Sie wollten, dass ich aufgebe, was ich aber nicht tat. Der Beamte der Behörde, dem ich den Vorgang meldete, unternahm nichts. Stattdessen gab er vor, für meine Sicherheit zu sorgen, wenn ich mich mit ihm anfreunden würde. Ich entschied mich stattdessen, meine Pflanzen aus Furcht vor Diebstahl und Zerstörung nur tagsüber zu bewässern. Auch meine Schwiegermutter und meine Schwägerin ließen nicht nach, mich unter Druck zu setzen, und fragten mich, wo ich mein Geld deponiert habe. Ich hatte den Mut, sie zu vertrösten, obwohl  ich befürchtete, dass sie es bald herausfinden würden. Die Entwicklung meiner Töchter kam gut voran. Nach dem Abschluss der Grundschule besuchten sie die “Secondary School”. Auch diese Schule absolvierten beide gleichfalls erfolgreich. Eine Voraussetzung für die nun mögliche Aufnahme an einer privaten Universität war gegeben. Normalerweise erhält man nun für die sehr hohen Studiengebühren staatliche Studienkredite (HELB), die meinen Töchtern jedoch verweigert wurden, da ihr Vater seinen eigenen Studienkredit nicht zurückgezahlt hatte. Ich musste mir erneut Geld leihen. Doch für meine Verwandtschaft war ich mittlerweile zur Last geworden. Manche nahmen meine Telefonanrufe nicht einmal mehr an. Seit letztem Jahr haben wir bei der CWM eine Gruppe mit dem Namen “Talent outside Catering Basegroup” gegründet, die auch HISA-Kleinkredite vergibt. Somit kann ich meine Töchter unterstützen. Ich danke Gott, dass er mich auf meinem weiten Weg immer begleitet hat. Mit seiner Hilfe ist alles möglich. Eure Nancy.

How Kenya's women manage their everyday life

(Report by Douglas Mutembei, Christian Workers Movement (CWM) Kenya, March 2020)

 

In Kenya, too, there are mainly women who have been left involuntarily alone due to divorce, separation or death of their partner. Most of them are mothers of several children, who have to be looked after, cared for in case of illness and whose school education has to be organised.   These are a myriad of challenges that seem unspeakably difficult for these women who are often financially and suddenly faced with nothing. Not infrequently, unlikely events such as rape are added to this, so that these women have to struggle not only with financial worries but also with personal dishonour and, as a consequence, with their psychological burdens. CWM Kenya tries to encourage these people to join together in basegroups in order to create a platform where they can exchange ideas. With the HISA programs they should receive support from the solidarity of the community, but also ideas how they can use their education and talents to become financially independent. For this purpose, there are, for example, the Kihumbu-Ini Widows' Base Group in Murang'a and the St. Monica Base Group in Meru for single parents and widowed women. The CWM, like the church, is an important contact point for individual members, most of whom work as day labourers, since the state support that is also offered is often only available through corruption payments or forced sexual services. 

 

A single Mothers life testimony

My name is Nancy Lydiah Kinanu. I am 44 years old and come from Meru County in Kenya. 13 years ago my husband left me and moved to the city with another woman. He left me with my then 5 and 10 year old daughters, who at that time were in private school and in a child crèche. Since I could no longer pay the school fees, the only option was to move to the nearby Gatuatine Primary School, which was free of charge. But the eldest should soon go to a secondary school, which is only possible if I was able to pay the high school fees. I decided to consult Henry Rituetto, pastor of my home parish. He lent me the equivalent of 60,-€, which I invested in a lease of 2 acres (about 8 thousand square meters) and in the purchase of maize seeds. I then reinvested the profit from the sale of 70 bags of corn in the first season in the construction of a water pipe with sprinkler system and in the purchase of a freasean heifer. I was also able to repay the 60 € to Ft. Henry Rituetto. There was even something left over for my reserve.

In a village there are many challenges, especially when other people think they know how to do things correctly. So some advised me to leave my children with their grandparents. Others asked me why I had to work so hard, since my husband had not died after all. I had started growing onions and French beans when my brother-in-law stole the harvest and sold it at the market. Another brother-in-law broke the water pipes and sold my sprinkler system. They wanted me to quit, but I didn't. The government official to whom I reported the matter took no action. Instead, he pretended to ensure my safety if I became friends with him. Instead, I decided to water my plants only during the day for fear of stealing and destruction. My mother-in-law and my sister-in-law also did not stop pressuring me and asked me where I deposited my money. I had the courage to delay them, although I feared they would soon find out. My daughters' development was progressing well. After finishing primary school, they attended "Secondary School". Both of them also graduated from this school with equal success. A condition for the now possible entrance at a private university was given. Normally, one now receives state student loans (HELB) for the very high study fees, but my daughters were refused these loans because their father had not paid back his own student loan. I had to borrow money again. But for my relatives I had become a burden. Some of them did not even answer my phone calls anymore. Since last year, we've had a group at CWM called "Talent outside Catering Basegroup", which also provides HISA small loans. This enables me to support my daughters. I thank God that he has always accompanied me on my long journey. With his help everything is possible. Your Nancy.