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28.01.2021

Virus verwüstet Kenias Wirtschaft - Corona verschärft Spaltung von arm und reich -

Corona hat viele Wohlhabende noch reicher gemacht. Die arme Bevölkerung in Schwellenländern leidet hingegen besonders unter Lockdown-Maßnahmen, beklagt Oxfam. Angesichts der Probleme bei uns, vergessen wir leicht, dass die Pandemie in anderen Teilen der Erde wesentlich existenzbedrohlicher ist, so z. B. in Kenia: Als der kenianische Präsident Kenyatta im März 2020 den Lockdown für sein Land beschloss, bedeutete dies für viele Menschen eine existentielle Notlage, ein regelrechter Kampf um das Überleben. Wer noch einigermaßen Glück hatte, konnte Homeoffice nutzen, meist jedoch mit reduziertem Einkommen. Andere verloren ganz ihre Arbeit. Wieder andere improvisierten, indem sie als fliegende Händler Desinfektionsmittel oder Masken anpriesen, um etwas Geld einzunehmen. Da die Schulen geschlossen wurden, mussten sich Eltern mehr um ihre schulpflichtigen Kinder kümmern. Auch das fehlende Schulessen bereitete vielen Familien weitere Sorgen. Homeschooling mit Laptop war nur für den reichen Nachwuchs machbar. Kinder und Jugendliche waren oft auf sich allein gestellt. In der Folge nahmen Drogenmissbrauch, Vergewaltigungen, Schwangerschaften von Teenagern, aber auch Kindesentführungen und Selbstmorde dramatisch zu. Selbst der gehobene Mittelstand versucht, Zusatzeinkünfte zu generieren. So sieht man kilometerweit teure Autos, deren Besitzer mitgebrachtes Obst und Gemüse am Straßenrand verkaufen. Angesichts dieser dramatischen Lage ist es verständlich, dass die Regierung seit Anfang des Jahres die Schulen wieder öffnen. Reduzierte Klassengrößen, Maskenpflicht, aber auch Besuchsverbote führen zu Isolationen in den Schulen. Zudem sind die Elternangesichts ihrer desolaten finanziellen Situation nun gefordert, dass teure Schulgeld zu entrichten. Domittila Mwelu,Katechetin und Mutter von drei Kindern, ist nun arbeitslos, da Kirchen ebenfalls geschlossen wurden. Nun muss sie überlegen, wie sie anderweitig Geld verdient. Für das Schulgeld wird das nicht reichen. Vor der Pandemie hätte sie von den HISA-Selbsthilfegruppen der CWM Kenia einen kleinen Kredit dafür bekommen können. Doch nun fehlt auch dort das Geld in den Spargruppen. Die desolate Wirtschaftslage hat dazu geführt, dass Kreditraten nicht oder nur zögerlich zurückgezahlt werden konnten. Viele Gruppenmitglieder sind frustriert. Für viele zählt jetzt das Überleben. Da aber die HISA-Struktur für den wirtschaftlichen Aufbau in den Basisgruppen bedeutend ist, unternimmt die CWM-Leitung alles, um diese Aktivitäten wieder zu beleben. Ab April soll Kenia den Impfstoff von AstraZeneca erhalten. Die Afrikanische Union und die Weltbank will dies finanziell absichern Die Pandemie hat die kenianische Wirtschaft verwüstet und die Kluft zwischen arm und reich vergrößert. Die Armutsgrenze hat sich nicht nur in Kenia dramatisch verschoben. Während reiche Länder schnell wieder wirtschaftlich ihr altes Niveau erreichen werden, ist davon auszugehen, dass der größte Teil der kenianischen Bevölkerung dafür wenigstens ein Jahrzehnt brauchen wird. Den Schaden, den die Kinder erlitten haben, der ist jedoch unwiederbringlich. Douglas Mutembei, CWM Kenya