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08.10.2017

Wahlwiederholung in Kenia 2017

Peter Kungu

Autotorso während des Wahlkampfes in Marimanti.

Peter Kungu am Rift Valley

Am 17.Oktober muss die Wahl des Präsidenten in Kenia wiederholt werden.

Wir haben uns mit einem Kandidaten für die Wahl zum Gebietsgouverneur, Peter Kungu (siehe Bilder) unterhalten. Im fehlten am Schluss 32 Stimmen.

Wir sind mit unseren Gedanken und Gebeten in Kenia und wünschen diesem wunderschönen Land und seiner Menschen eine friedvolle Wahlwiederholung.

 

1963 befreite sich Kenia von der britischen Kolonialherrschaft und wurde unabhängig. Die Briten hatten zuvor die Landesgrenze willkürlich gezogen, sodass es bis heute zu Konflikten zwischen den 42 Volksstämmen Kenias kommt. Mit 1500 Toten und über 600000 Vertriebenen traumatisierten die Wahlen 2007/2008. Odinga vom Stamm der Luo führte diese Wahlen an, mutmaßte aber wegen des langen Auszählverfahrens von drei Tagen Manipulation seines Kontrahenten Kibaki von den Kikujus, der schließlich zum neuen Präsidenten ausgerufen wurde. Viele Kikujus wurden in der Folge speziell aus dem fruchtbaren Rift Valley vertrieben und leben seither in eigenen Flüchtlingscamps.

 

Die Menschen in Kenia sind sich bewusst, dass ein kriegerische Auseinandersetzung im Land ihre wirtschaftliche Lage umgehend verschlechtern würde. So ist auch das moderate Verhalten von Präsident Kenyatta zu werten, der das Urteil des Obersten Gerichts in Kenia, die Wahlen zu wiederholen, akzeptierte. Ansonsten würde ein Funke genügen, um die Konflikte der verschiedenen Volksgruppen wieder aufleben zu lassen. Ansatzweise konnte man dies bei der Aufruhr in den Gebieten der Luos sehen. Ihr Kandidat, Odinga hatte auch das jetzige Ergebnis angezweifelt.

 

 Im März diesen Jahres erlebten wir als Delegation der KAB Eichstätt den Beginn der Wahlkämpfe und sahen oft die Autotorsos der Kandidaten, wie auf dem Bild in der Halbwüste in Marimanti. Auch wenn wir hörten, dass viele Mitglieder von den Volksstämmen ihrer Kandidaten enttäuscht sind, da die Wahlversprechen der Vergangenheit nicht eingehalten wurden, wählten die Menschen dieses Mal erneut die Kandidaten ihres Stammes mit großer Mehrheit.

In der Hauptstadt Nairobi und seinen Randgebieten kam es zu teilweise knappen Ergebnissen, wie uns Peter Kungu wissen ließ:

 

Nachdem Peter als junger Arbeiter Ende der 1970er Jahren erlebte, dass Funktionäre seiner Gewerkschaft, der er sich angeschlossen hatte, mehr an der eigenen Karriere interessiert waren, als am Wohl der Arbeiterschaft, zog er sich dort zurück. Bei den Jungen „Christian Workers Movement“ (CWM) Kenias, einer Schwesterorganisation der deutschen CAJ, später dann bei der CWM, fand er seine Aufgabe, gemeinsam mit den Mitgliedern für eine menschenwürdige Arbeit zu kämpfen. Ab den 80er Jahren setzte er sich für die sozialen Belange der Menschen auch politisch ein. So kämpfte er mit anderen „Human Right Organizations“ für ein Mehrparteiensystem, welches schließlich nach langen Kämpfen 1992 erreicht, aber erst 2010 in der geänderten Verfassung verankert wurde. Nach 2012 stellte sich Peter Kungu erneut zur Wahl in seinem Wahlgebiet in Ruiru.

Bevor du ein Kandidat in Kenia wirst, so Peter, musst du dich egal, ob du ein freier Kandidat oder zu einer Partei angehörst, bei der I.E.B.C. (Independent Electroral and Bondaries Commission) anmelden, die den Zeitplan und die Wahl selbst überwacht. In Kenia werden gleichzeitig sechs Kandidaten gewählt: der Präsident, die Parlamentsmitglieder, die Senatoren, 47 weibliche Parlamentsmitglieder, 47 Gebiets-Gouverneure und Mitglieder der Gebietsvertreter, je nachdem, wieviel Kreisgebiete es gibt. Peters Gebiet umfasst den Bereich nördlich der Hauptstadt Nairobi, Gatong’ora, Ruiru und Kiambu. Dabei trat er für die PNU (Party of National Unity, der Partei des ehemaligen Präsidenten von 2002-2013, Kibaki),  gegen 9 Mitbewerber an und verfehlte um 32 Stimmen den Sieg. Peter meinte, dass ein wichtiger Grund, die geringe finanzielle Ausstattung war. Mit der Unterstützung seiner Familie und seiner Partei gelang ihm nach einem aufopferungsvollen Wahlkampf dieses gute, wenngleich unglückliche Abschneiden. Positiv, so Peter, war für ihn, dass er bei der CWM das methodischen Vorgehen „sehen-urteilen-handeln“ gelernt habe. Eine Methode, bei der die Analyse der Situation vor einer Entscheidung im Vordergrund steht.

Auch wenn Kenia in Ostafrika wirtschaftlich führend ist, ist die Schere zwischen arm und reich im Land immer noch immens. Peters Wahlkampf war deshalb auf die menschenwürdige Arbeit mit dem Ziel ausgerichtet, dass jeder ein tägliches Auskommen hat. Die  jungen Menschen sollen eine gute Ausbildung erhalten und gut ausgebildete Jugendliche auch eine Arbeit finden und zwar auch in den schwächeren ländlichen Gebieten.

Peter ist guter Dinge, dass sich die Korruption im Lande abschwächen wird. Dies ist auch erforderlich, da Kenia im Korruptionsindex noch immer Platz 126 von 176 einnimmt.

Peter hofft, dass die Erfahrungen dieser Wahl dazu führen werden, dass die Gesetze zum Wahlverfahren sich ändern, damit keine Manipulationen mehr möglich sind. Auch hält er es für wichtig, dass die Kandidaten ihre Versprechen künftig besser einhalten, die sie während des Wahlkampfes ausgeben.

Wir bedanken uns für die Information von Peter und wünschen ihm und der CWM Kenia einen erfolgreichen Kampf um eine menschenwürdige Arbeit in Kenia.